Konflikte mit dem Lehrer entschärfen

Konflikte mit dem Lehrer entschärfen

Schlechte Noten, ungerechtes Verhalten, zu viele Hausaufgaben – Konflikte und Missverständnisse zwischen Eltern, Kind und Lehrer können immer wieder auftreten. Im Interesse des Kindes sind Lösungen möglich und wichtig. So ergreifen Sie die richtigen Maßnahmen.

Zugegeben, am liebsten möchte man als Eltern manchmal in die Schule laufen und dem Lehrer, der Lehrerin so richtig die Meinung sagen. Doch im letzten Moment schreckt man doch davor zurück – aus Angst, den Kürzeren zu ziehen oder weil man befürchtet, das Kind müsste dann noch mehr einstecken. Ärger und Stress mit dem Lehrer können sich sehr schädlich auf die ganze Schullaufbahn von Sohn oder Tochter auswirken. Helfen Sie Ihrem Kind deshalb, anstehende Konflikte zu lösen. Das ist gar nicht mal so schwer!

Bloß keine Vorurteile

Viele Eltern sind sich einig: Schule könnte so schön sein, wenn nur die Lehrer nicht so unfähig wären und die eigenen Erziehungsbemühungen immer wieder zunichte machen würden.
Zahlreiche Lehrer und Lehrerinnen dagegen jammern über Eltern, die ihre Erziehungsaufgaben an die Schule delegieren, die Kinder nicht beim Lernen unterstützen und ihnen deshalb jeglichen Unterrichtserfolg unmöglich machen.
Beide Gruppen haben Recht und Unrecht zugleich. Natürlich gibt es problematische Eltern und schwierige Lehrer. Doch Pauschalurteile helfen hier nicht weiter, denn sie können Ausdruck von Ängsten sein. So fürchten sich Lehrer beispielsweise vor Kritik oder haben Angst vor Misserfolgen, bei den Eltern stellen sich möglicherweise Ängste aus der eigenen Schulzeit ein. Doch Angst und Vorurteile behindern Konfliktlösungen. Machen Sie sich Ihre Ängste bewusst und finden Sie so zu einem partnerschaftlichen Umgang.

Regelmäßiger Kontakt

Wer die Schule, die Lehrer, die Direktoren des eigenen Kindes kennt, muss sich nicht davor fürchten. Wissen und Informationsaustausch schützen vor Vorurteilen. Regelmäßige Gespräche mit den Lehrern können zur Vermeidung von Missverständnissen beitragen und beiden, Eltern und Lehrern, ein vertrautes Gefühl vermitteln. Das kann ein kurzer Austausch zwischen Tür und Angel sein, wenn man das Kind zur Schule bringt oder abholt. Etwas „small talk“ nach dem Muster „die Exkursion in Geschichte hat Manuel sehr gut gefallen“ , „wir fahren in den Ferien nach Mallorca zum Wandern“ oder „Mareike hat die gestrigen Aufgaben mal gerade so geschafft, muss ich mir Sorgen machen oder war es einfach zu viel?“ kann bereits ausreichend sein.
Kontakte, bei denen es auch mal locker und vor allem positiv zugeht, machen den Konfliktfall weniger kompliziert. Natürlich sollte man auch Elternabende und Sprechstunden regelmäßig nutzen, um Fragen oder Probleme zu erörtern.

Richtig kritisieren

Grundsätzlich sollten Eltern Achtung und Respekt vor der Person und der Professionalität des Lehrers oder der Lehrerin haben. Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt: Von Lehrern kann ebenfalls Respekt und Achtung erwartet werden. Schließlich sind Eltern Spezialisten, wenn es um ihr Kind geht.
Mit dieser Grundhaltung und ein paar einfachen Regeln, lässt sich auch Kritik sachlich und konstruktiv anbringen. Gehen Sie am besten so vor:

  • Beschränken Sie sich auf die Sache: „Meine Tochter fühlt sich ungerecht behandelt, weil...“, „die Hausaufgaben sind zu schwer, zu üppig, verschlingen zu viel Zeit...“.
  • Vermeiden Sie Urteile wie „Lehrer machen sich keine Gedanken, wie es den Kindern am Nachmittag geht“ oder „es interessiert sie ja gar nicht, ob die Kinder etwas verstanden haben.“
  • Gehen Sie der Lehrkraft ein wenig entgegen, indem Sie Fragen stellen: „Wie berechnen Sie eigentlich die Note bei einer Klassenarbeit?“ (statt: „Sie geben ungerechte Noten!“). Nach einer Erklärung können Sie weitergehende Fragen stellen oder Ihr Unverständnis ausdrücken, warum Ihr Kind eine schlechte Note erhalten hat.
  • Geben Sie dem Lehrer nicht das Gefühl, dass Sie seine Kompetenz anzweifeln, nach dem Motto, „diese Unterrichtsmethode ist doch völliger Blödsinn...“. Besser: „Mein Jakob kann Ihren Erklärungen in Chemie oft nicht folgen. Gibt es noch eine andere Möglichkeit, ihm den Stoff zu erläutern?“

Helfen vernünftige, ruhige Gespräche nicht weiter und sind die Probleme gravierend, muss man weiter gehen. Am besten fragt man andere Eltern, ob sie ähnliche Probleme haben. Gemeinsam lässt sich meist mehr erreichen. Der Elternbeirat sollte eingeschaltet, zumindest jedoch informiert werden. Hilft dies auch nicht, ist der nächste Schritt der Weg zur Schulleitung. Wird dort gemauert, kann man sich ans Schulamt wenden. Manchmal kann auch Öffentlichkeit in Form eines Artikels in der örtlichen Tageszeitung helfen. Fairerweise sollten alle Beteiligten über die jeweils nächsten Schritte informiert werden.

Das Kind mitnehmen

Da es in der Schule immer um Ihr Kind geht, sollte es nach Möglichkeit in Gespräche aber auch in Auseinandersetzungen mit dem Lehrer einbezogen werden. Idealerweise ist es bei Gesprächen sogar dabei. Dies hat mehrere Vorteile:

  • Es wird nichts über seinen Kopf hinweg besprochen oder entschieden. Kinder reagieren da oft sehr sensibel und bekommen leicht den Eindruck, dass sich Eltern und Lehrer gegen sie verbünden.
  • Geht es um das Verhalten des Kindes, kann es sich aktuell rechtfertigen oder seine Sicht der Dinge darstellen.
  • Ganz besonders wichtig: Das Kind lernt, dass man sich zur Wehr setzen und mit etwas Mut und Initiative auch etwas bewegen kann. Und es lernt, wie man dies macht. Gleichzeitig erlebt es, wie die Eltern ihm den Rücken stärken.

Gerda Pighin

Gerda Pighin lebt und arbeitet als freie Journalistin und Buchautorin in Hamburg. Sie ist Mutter eines erwachsenen Sohnes und arbeitet seit vielen Jahren für Eltern- und Frauenzeitschriften. Themenschwerpunkte: Kinderentwicklung und -erziehung, Psychologie, Gesundheit und Frauenthemen.



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